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Baumaschineneffizienz: Volle Innovationskraft voraus!

Wer sich das Staunen über den Einfallsreichtum der Ingenieure sowie beeindruckende technische Lösungen bewahrt hat, für den war die bauma 2019 wieder ein Fest. Speziell im Bereich Effizienzsteigerung wartete die größte Branchenschau der Welt mit neuen, faszinierenden Baumaschinen, Baustoffmaschinen, Bergbaumaschinen, Baufahrzeuge und Baugeräte auf.

Denkt man an Effizienz bei Baumaschinen, rückt fast von selbst das Thema Energie in den Fokus. Im Idealfall sollen die Arbeitstiere der Baubranche möglichst wenig Energie verbrauchen – und am besten noch auf möglichst saubere Energiequellen zugreifen. Diese Forderungen sehr konsequent umgesetzt haben zum Beispiel die Ingenieure von Keestrack. Der Baumaschinenhersteller aus Munsterbilzen/Belgien präsentierte auf der bauma 2019 erstmals ein solarbetriebenes, raupenmobiles Haldenband. Wie ein Sonnensegel überspannen Photovoltaik-Module das 23 Meter lange Förderband. Sie speisen ihre Energie in die im Chassis installierte Anlagen-Batterie. Das Förderband und das Raupenfahrwerk werden direkt elektrisch angetrieben, während eine elektrische Pumpeneinheit die Versorgung der Hubhydraulik übernimmt.

Es liegt auf der Hand, dass man beim solaren Betrieb eines solchen Großgerätes nur eine „bedingte Autarkie“ von anderen Energiequellen erreichen kann. Liefern die Photovoltaik-Module bei Schlechtwetter nicht ausreichend Energie oder übersteigt der Leistungsbedarf im intensiven Dauereinsatz die solargestützte Nachladekapazität, kann die Anlage über vorhandene externe Versorger, wie dieselelektrische Brecher und Siebe, sowie via Netzstrom angetrieben oder nachgeladen werden.

Auf einen Stromanschluss während der Arbeitsphase ganz zu verzichten wird natürlich umso leichter, je geringer der Verbrauch des E-Gerätes ist. Ein aktuelles Beispiel für eine autarke Elektro-Maschine ist ein akkubetriebener Hochdruckreiniger des Herstellers Kärcher aus Winnenden/Deutschland. Zwei 36-Volt-Lithium-Ionen-Akkus liefern genug Strom, um im Energiesparmodus bis zu 40 Minuten lang zu arbeiten. Mit einem Arbeitsdruck von 110 bar und einer Fördermenge von bis zu 400 Liter pro Stunde liegt die Reinigungsleistung des rund 35 Kilogramm schweren Gerätes auf dem Niveau von netzbetriebenen Hochdruckreinigern vergleichbarer Größe.

Modell einer gelben Förderbandmaschine mit blauem Hintergrund von oben.
© © Keestrack

Energierückgewinnung beim größten Umschlagbagger aller Zeiten

Ein weiterer Ansatz zu mehr Energieeffizienz ist die Energierückgewinnung. In ganz großem Maßstab exerziert dies der größte jemals gebaute Umschlagbagger vor. Die von der Sennebogen Maschinenfabrik anlässlich der bauma 2019 erstmals vorgestellten, gigantische Maschine hat ein Einsatzgewicht von rund 390 Tonnen und eine Reichweite von bis zu 40 Metern. Sie ist mit einem Energierückgewinnungssystem ausgestattet, das aus einem zusätzlichen Hydraulikzylinder und mehreren Gasdruckspeichern besteht. Bei jedem Absenken des Auslegers wird die gewonnene Energie zwischengespeichert. Beim nächsten Hub steht sie wieder zur Verfügung. Im Vergleich zu konventionellen Antrieben spart das System bis zu 30 Prozent Energie.

Effektiver Transport von Windflügeln

Effizienz drückt sich jedoch nicht nur durch rationellen Energieeinsatz aus, sondern beispielsweise auch bei effektiven Transportlösungen. Als besondere Herausforderung erweist sich hier zunehmend der Bau von Windenergieanlagen. Sie werden immer leistungsstärker – und damit die Rotorblätter immer länger. Doch wie sollen Windflügel mit einer Länge von über 80 Metern sicher und effizient zu ihrem Einsatzort kommen? Für diese Aufgabe hat die TII Group aus Heilbronn/Deutschland ein neues Transportsystem entwickelt, dessen Verkauf auf der diesjährigen bauma startet. Es besteht aus einem 2-Achs-Jeep-Dolly mit Freidreheinrichtung sowie einem 4-Achs-Nachläufer. Bei Leerfahrten können alle Elemente zu einer einzigen Sattelanhängerkombination zusammengebaut werden. Mit den dabei entstehenden Maßen sind für Fahrten in Europa keine Sondergenehmigungen erforderlich.

Ein grüner SENNEBOGEN-Kranarm mit erhöhter Kabine vor weißem Hintergrund.
© © Sennebogen

Erdbetonmixer mit In-situ-Vorteilen

Auch wer Transporte – zum Beispiel von Aushub und Verfüllmaterial – von vorneherein vermeidet, sorgt für mehr Effizienz. Zum Beispiel erzeugt der Erdbetonmixer der Kemroc Spezialmaschinen GmbH aus Leimbach/Deutschland vor Ort homogene, wasserundurchlässige, frostsichere und fugenfreie Erdbetonkörper, wie sie unter anderem im Verkehrswegebau, zur Immobilisierung von Schadstoffen sowie im Hochwasserschutz gebraucht werden. Das fünf Meter lange Anbaugerät für mittelgroße Hydraulikbagger durchmischt ohne aufwändigen Verbau oder Bodenaustausch den zu behandelnden Boden und gibt eine Bindemittel-Suspension zu.

Effizienz beschreibt das Verhältnis von Nutzen zu Aufwand. Auch bei vergleichsweise kleinen Teilaufgaben der Baubranche, wie beispielsweise dem Durchtrennen von Rohren, lassen sich durch entsprechendes Entwicklergeschick noch spürbare Verbesserungen erzielen. So hat der Hersteller Stihl aus Waiblingen/Deutschland einen Trennschleifer mit einer QuickStop-Bremse ausgestattet. Kommt es bei geöffnetem Scheibenschutz zu einem ausreichend starken Rückschlag, stoppt die Trennscheibe sensorgesteuert im Bruchteil einer Sekunde. Diese Innovation ermöglicht eine erweiterte Verstellung des Scheibenschutzes. So lassen sich Schneidarbeiten an der Unterseite von Rohren aus Beton, Metall, Guss oder Stein ausführen. Ein Vorteil, der sich vor allem dann auszahlt, wenn wenig Platz zum Arbeiten ist, wie in schmalen Gräben.

Bilder: © Keestrack | © Sennebogen | © Kemroc

Große Grabenfräse mit rotierender Schneidkette auf einer Baustelle.
© © Kemroc