Jeder Tag auf der bauma ist ereignisreich und voller Highlights. Wir fassen für Sie das wichtigste eines jeden Tages zusammen.
Am Freitag, den 28. Oktober widmete sich das bauma FORUM dem „Weg zur Null-Emission“. Laut Eugen Schobesberger, dem Vorsitzenden der technikpolitischen Beratergruppe des Committee for European Construction Equipment (CECE), ist dieser Weg lang und herausfordernd. In seinem Kurzvortrag in der Innovationshalle LAB0 zeigte der Technische Geschäftsführer der Liebherr-EMtec GmbH auf, dass aus Sicht des CECE die Dekarbonisierung der Baumaschinenbranche in Europa auf vier Säulen ruht. So können optimierte Komponenten die Maschineneffizienz verbessern, während speziell geschulte Beschäftigte und autonom arbeitende Lösungen dazu beitragen können, die Arbeitseffizienz zu erhöhen. Ferner lässt sich mit der Wahl der am besten geeigneten Maschine oder Maschinenkombination die Prozesseffizienz steigern. Die vierte Säule bildet der Einsatz von alternativen Energieträgern.
Erschwert wird die Umsetzung dieser Pläne nach seinen Worten vor allen Dingen durch die Heterogenität der Baumaschinen und die Vielfalt der Aufgaben, die diese zu erfüllen haben. „Auf Herstellerseite wird es lange dauern, die entsprechenden Lösungen zu entwickeln, zu validieren und zu industrialisieren. Aber schon heute muss von anderer Seite damit begonnen werden, die erforderliche Infrastruktur aufzubauen, sonst haben die zukünftigen Maschinen keine Chance, sich einen Platz im Markt zu erobern“, unterstrich Schobesberger.
Welche Rolle die Vermieter von Baumaschinen bei der angepeilten Emissionsfreiheit spielen, erklärte John Smeets dem Auditorium des bauma FORUMS. Der Technische Direktor des Ausrüstungsverleihers Boels Rental ist Mitglied im Technischen Komitee der European Rental Association (ERA). „Wir investieren nicht nur zunehmend in Digitalisierungslösungen, wie Telematik und Flottenmanagement, sondern auch in grüne, emissionsarme Technologien“, schilderte Smeets. Um die Anwender an diese Maschinen heranzuführen, bieten die Vermietungsunternehmen nach seinen Angaben entsprechende Workshops an. „Auch wenn es in Europa länderspezifisch große Unterschiede gibt, registrieren wir ein steigendes Interesse an diesem Thema“, berichtete der Experte.
Vor dem Hintergrund des sich gerade auch auf der bauma 2022 abzeichnenden Trends zu Baumaschinen mit Elektroantrieb prognostiziert John Smeets einen erhöhten Bedarf an smarten Stromnetzen: „Mit dem Blick auf schwankende Energiekosten und Netzkapazitäten sowie auf die individuellen Maschineneinsatzzeiten wird es hier zum Beispiel darum gehen, welche Maschine zu welchem Zeitpunkt idealerweise aufgeladen werden sollte.“
Wie kann die Digitalisierung zur Null-Emission der Baubranche beitragen? Auf diese Frage gab Charles Bénard, Mitgründer und Geschäftsführer der französischen IT-Anbieters Hiboo, auf dem bauma FORUM eine einfache Antwort: „Wir können nichts optimieren, wenn wir unsere aktuellen Kohlendioxid-Emissionen nicht messen können.“ Für diese Messungen müssten die Bauunternehmen eine Vielzahl von Daten aus unterschiedlichen Quellen – ob nun von den Maschinenherstellern oder aus der Telematik – sammeln und interpretieren. Und das heute mehr denn je: „Die aktuelle Energiekrise hat das Interesse unserer Kunden speziell an Verbrauchsdaten noch weiter angekurbelt“, berichtete Bénard. Auch Eugen Schobesberger und John Smeets sehen in der Krise auch eine Chance: Sie zwinge Hersteller und Kunden zu mehr Effizienz.
Sie haben die heutigen Vorträge aus dem bauma FORUM verpasst?
Dass die Digitalisierung zu den aktuellen Hauptthemen der Baubranche gehört, wurde quasi schon in den ersten offiziellen Minuten der bauma 2022 deutlich: In seiner Ansprache zur Eröffnung der Weltleitmesse am Montagmorgen sagte der Bundesminister für Digitales und Verkehr Volker Wissing: „Wir müssen raus aus der Doppelarbeit Analog-Digital und die Potenziale der Digitalisierung voll nutzen.“ In diesem Zusammenhang kündigte er an, dass die Bundesregierung Building Information Modelling (BIM) ab 2025 flächendeckend für die Projekte des Bundes vorschreiben wird. BIM ist eine Methode zum optimierten, lebenszyklusübergreifenden Bauprojektmanagement mit Hilfe von digitalen Gebäudeinformationen und Software.
Am Donnerstag widmete sich dann das bauma FORUM einen ganzen Tag lang dem Leitthema „Digitale Baustelle“. „Baumaschinen müssen sich den Anforderungen der digitalen Baustelle stellen – und nicht umgekehrt“, forderte Ralf Lüddemann in seinem Vortrag. Laut dem Vorsitzenden des Ausschusses für Baumaschinentechnik und Baulogistik im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) sind dafür unter anderem standardisierte Schnittstellen erforderlich. Und genau hier bestehen bedeutende Hürden. „Fehlende Standards und uneinheitliche Schnittstellen verhindern oftmals noch eine durchgehende Kommunikation und eine nutzbringende Weiterverarbeitung der Maschinen- und Prozessdaten in den Bauunternehmen“, erläuterte Dirk Siewert, Geschäftsführer Tiefbau beim HDB.
Um hier Abhilfe zu schaffen, gründeten der VDMA und der HDB auf der bauma 2019 die Arbeitsgemeinschaft „Machines in Construction 4.0“ (MiC 4.0, http://mic40.org). „Unser Ziel ist es, eine einheitliche, herstellerübergreifende, maschinenunabhängige und datenrechtssichere digitale Kommunikation rund um den gesamten Bauprozess zu entwickeln“, erläuterte Siewert den Zuhörerinnen und Zuhörern des bauma FORUMS. Aktuell engagieren sich dafür nach seinen Worten 105 Mitglieder aus sieben Nationen in rund 30 Arbeitsgruppen. Die übergeordneten Themenfelder lauten Maschinendaten, Datenrechte, Systemarchitektur und Human Machine Interface. „Eine Besonderheit von MiC 4.0 ist, dass hier auch Wettbewerber für das höhere Ziel des Kundennutzen zusammenarbeiten“, betonte Thomas Zitterbart, der Leiter der Produktlinie Anbaugeräte der Liebherr Hydraulikbagger GmbH, in seinem Vortrag.
Innerhalb der MiC 4.0-Arbeitsgruppen kann das Cluster „Anbaugeräte“ auf der diesjährigen bauma einen besonderen Erfolg vorweisen. Dem Team gelang es, in den vergangenen zwei Jahren eine offene, herstellerunabhängige Datenschnittstelle zu entwickeln, mit der alle relevanten Anwendungsfälle für die Kommunikation zwischen Anbauwerkzeug und Baumaschine abgebildet werden können. Der sogenannte „MiC 4.0 Bus“ vereinfacht die Ansteuerung von Baggerwerkzeugen wie Löffel, Greifer oder Abbauhammer. Zusätzliche Bedienelemente und Displays, wie sie heute üblich sind, können entfallen. Mit dem neuen Daten-Interface können auch komplexe Werkzeuge via „Plug-and-Work“, also ohne aufwändige Umbauten, verwendet werden.
Diese herausragende Entwicklungsleistung wurde mit dem bauma Innovationspreis 2022 in der Kategorie „Digitalisierung“ geehrt. Interessierte können sich in der Innovationshalle LAB0 der bauma ein anschauliches Bild vom MiC 4.0 Bus machen.
Von der Welt der Bits und Bytes zurück zum handfesten Stahl: Zur besonderen Faszination eines bauma-Besuchs gehören die atemberaubenden Dimensionen vieler Ausstellungsobjekte. Der diesjährige Spitzenreiter der in München präsentierten Giganten ist der Raupenkran LR 1700-1.0 von Liebherr. Mit einem Gewicht von 750 Tonnen ist er das schwerste Exponat auf der Messe – und auch das größte: Der Ausleger des Krans kann bis zu 198 m aufgebaut werden!
Sie haben die heutigen Vorträge aus dem bauma FORUM verpasst?
Neben der umfassenden Präsentation von Bau- und Baustoffmaschinen ist die bauma auch in diesem Jahr wieder die zentrale Informationsplattform für die Bergbau-Industrie. Dementsprechend beleuchtete das bauma FORUM in der Innovationshalle bauma LAB0 am Mittwoch, den 26. Oktober, das Tagesleitthema „Bergbau – nachhaltig, effizient, zuverlässig“.
Für Dr. Michael Schulte Strathaus, Vorstandsmitglied des VDMA-Fachverbands Mining, sind Digitalisierung, Automatisierung und Interoperabilität grundlegende Voraussetzungen für eine Effizienzsteigerung und erfolgreiche Dekarbonisierung der bergbaulichen Produktion. Als einen bedeutenden Schlüssel zur Digitalisierung hat die Branche schon seit längerem den plattformunabhängigen Datenaustausch erkannt. Der VDMA engagiert sich in diesem Zusammenhang für die Etablierung der OPC Unified Architecture (OPC UA). Für alle, die mehr über Anwendungen dieses Standards in der unternehmerischen Praxis wissen wollen, wies Dr. Schulte Strathaus auf die OPC UA Walks hin. Die geführten Touren bietet sein Verband zusammen mit dem Institute for Advanced Mining Technologies der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen täglich zwei Mal auf der bauma an. Die 45-minütigen Walks starten jeweils um 10:00 und 14:00 Uhr am VDMA-Stand C2.121.
Großes Interesse am Einsatz von OPC UA als Hilfsmittel auf dem Weg zu Automatisierung und Digitalisierung hat auch die BGE Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH. Laut ihrem Experten David Horner hat die bundeseigene Betreibergesellschaft die Vision eines möglichst autonomen atomaren Endlagers für radioaktive Abfälle – nicht zuletzt um Menschen von potenziell exponierten Bereichen, speziell untertage, fernzuhalten. Auf dem bauma FORUM zeigte Horner auf, welche Entwicklungsschritte die BGE bei der Erarbeitung eines standardisierten Informationsmodells für die Machine-to-Machine-Interaktion auf Basis von OPC UA in den letzten Jahren genommen hat.
Aus Sicht von Prof. Dr.-Ing. Elisabeth Clausen, der Leiterin des Institute for Advanced Mining Technologies an der RWTH Aachen, muss das Bergwerk der Zukunft nicht nur smart, grün und möglichst klimaneutral sein, sondern immer auch den Menschen in den Mittelpunkt stellen. „Die Bergbauunternehmen brauchen eine Kultur, bei der die Beschäftigten auch Teil dieser Entwicklungsreise sein können“, unterstrich die Professorin.
In der wissenschaftlichen Arbeit ihres Instituts gehen die Haupttrends Automatisierung, Digitalisierung und Elektrifizierung vielfach Hand in Hand. Als topaktuelles Beispiel dafür nannte Clausen das erst kürzlich lancierte, vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Projekt ELMAR. Dabei untersucht ein Konsortium aus Forschungs- und Industriepartnern, wie die Dekarbonisierung der heimischen Rohstoffgewinnung ganzheitlich gedacht und umgesetzt werden kann. Bei dem Vorhaben kommen nicht nur autonom-elektrische Schwerlasttransportmaschinen zum Einsatz – vielmehr sollen auch die damit verbundene Infrastruktur und die relevanten betrieblichen Prozesse umgestaltet werden. „Es geht also bei Weitem nicht nur darum, Diesel durch Strom zu ersetzen“, verdeutlichte die Wissenschaftlerin.
Sie haben die heutigen Vorträge aus dem bauma FORUM verpasst?
» Playlist: Bergbau – nachhaltig, effizient, zuverlässig (Tag 3)
„Der Weg zu autonomen Maschinen“ – dies war das Tagesthema des bauma FORUMS am zweiten Messetag. Für Fabio Carluccio, den Leiter der Steinbruch-Dekarbonisierung beim Baustoffproduzenten Holcim, steht fest: „Automatisierung entlastet den Weg zum Netto-Null-Steinbruch und macht das Geschäftsmodell attraktiver.“ In seinem Vortrag verdeutlichte er, dass autonome und digitale Bergbauprozesse zunächst vor allem mehr Sicherheit für die Beschäftigten und eine Zentralisierung der Einsatzkontrolle ermöglichen. Außerdem arbeitete der Experte heraus, dass autonome Lösungen, der Einsatz von kleineren Fahrzeugen sowie die Möglichkeit zur Elektromobilität eng miteinander verbunden sind. Nach seiner Einschätzung kann in Steinbrüchen statt der heute üblichen, in vielen Betriebsphasen nur teilweise ausgelasteten, riesigen Trucks eine Flotte von wesentlich kleineren, autonomen Vehikeln eingesetzt werden. Diese seien aufgrund ihrer geringeren Größe leichter zu elektrifizieren.
Die kompakteren E-Fahrzeuge sorgen nach Carluccios Auflistung unter anderem für eine bessere Kosten-Effizienz, weniger Staub und Lärm sowie drastisch geringere Kohlendioxidemissionen. Außerdem könnten sie in den Steinbrüchen auf schmaleren Straßen navigieren.
„Die Möglichkeiten für autonome und kohlendioxidneutrale Lösungen sind heute noch begrenzt“, räumte Carluccio ein. Deshalb strebe Holcim als Vorreiter für den Bergbau der Zukunft danach, neue Konzepte und Technologien sowohl mit zu entwickeln, als auch aus anderen Industriezweigen zu übernehmen.
Auch für Prof. Dr. Martin Sobczyk vom Institut für Maschinenbau der TU Bergakademie Freiberg gehören Automatisierung und Elektrifizierung praktisch zusammen. In seinem Vortrag auf dem bauma FORUM zeigte er, dass die Produktivität im Bergbau durch eine Reihe von Faktoren gesteigert werden kann: Automatisierung und Autonomisierung, neue Traktionsdesigns sowie das Koppeln und Entkoppeln von Traktion und Arbeitsvorgang. Als Hindernisse im bergbaulichen Umfeld beschrieb er unter anderem die Verortung der Maschine ohne GPS-Verfügbarkeit sowie Probleme bei einer Datenübermittlung in Nahezu-Echt-Zeit.
Eine aufsehenerregende Innovation aus dem Themenfeld „smarte Baumaschinen“ auf der bauma 2022 ist das Exosystem der Built Robotics Inc. Gaurav Kikani, Vizepräsident für Geschäftsentwicklung und Strategie des Unternehmens, präsentierte das Nachrüstsystem, mit dem sich nach seinen Angaben jeder Bagger unkompliziert in einen vollständig autonomen Grabungsroboter verwandeln lässt. Ausgestattet mit robuster Hardware und einem achtstufigen Sicherheitssystem ermögliche das Upgrade das selbsttätige Ausheben von Gräben in unterschiedlichen Böden und Tiefen sowie unter vielfältigen Bedingungen. Das Exosystem könne in weniger als einem Tag auf einem Bagger installiert und kalibriert werden. Ein Zeichen der fachlichen Anerkennung: Mit dieser Neuheit erzielte die Firma Built Robotics eine Nominierung für den bauma Innovationspreis 2022 in der Kategorie Maschinenbau.
Ebenfalls in der Innovationshalle bauma LAB0, in der Nachbarschaft zum bauma FORUM, befindet sich die Startup Area. Zu den dortigen Ausstellern gehört die Psiori GmbH. Die Firma demonstriert an ihrem Stand ein Projekt, bei dem sie den Holzverladekran einer Papierfabrik in Florida/USA auf sogenannte „Level 3-Autonomie“ brachte. Mittels Kameras, Laser-Scanner und internen Sensoren sowie einer von Psiori geschaffenen Künstlichen Intelligenz kann der 350 Tonnen schwere Kran weitgehend selbständig – mit der Möglichkeit des Eingreifens von menschlicher Seite – Baumstämme von LKWs effizient und sicher entladen sowie anschließend mit ihnen ein Förderband zur weiteren Verarbeitung oder einen Holzstapel zur Zwischenlagerung bestücken. Psiori-Geschäftsführer Volker Voß freut sich schon am zweiten Messetag auf der bauma über viele Kontakte zu interessierten Baumaschinenherstellern und Anwendern aus aller Welt. „Das passt auch sehr gut mit der internationalen Ausrichtung unseres Unternehmens zusammen“, kommentiert Voß.
Sie haben die heutigen Vorträge aus dem bauma FORUM verpasst?
Zum heutigen Auftakt der bauma 2022 konnten sich Dr. Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel, die beiden Geschäftsführer der Messe München, über namhafte Unterstützer aus der Bundes- und Landespolitik freuen: Neben Dr. Volker Wissing, dem Bundesminister für Digitales und Verkehr, statteten auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger der Weltleitmesse einen Besuch ab. Laut Söder bietet die bauma 2022 „neue Einsichten und alte Stabilitäten“. Zudem wirke sie als „Stimmungsaufheller“ der Branche. Damit war er sich einig mit Minister Wissing, für den die Messe einen Optimismus ausstrahlt, der gerade jetzt gut gebraucht werden könne. In Anspielung auf die beiden zurückliegenden Corona-Jahre unterstrich der für die bauma zuständige Messe-Geschäftsführer Rummel: „Der persönliche Kontakt lässt sich nicht digitalisieren.“
Als Teil des Rahmenprogramms widmete sich das bauma FORUM am ersten Messetag den „Bauweisen und Materialien von morgen“, einem der insgesamt fünf Leitthemen der diesjährigen Messe. Die in der Innovationshalle bauma LAB0 gebotenen Vorträge spiegelten die Spannbreite der hierbei möglichen Perspektiven wider.
Nach den Worten von Luc Rudowski, Head of Innovation bei thyssenkrupp Industrial Solutions, Business Unit Cement Technologies, gehört die Reduzierung der Kohlendioxid-(CO₂)-Emissionen in der Zementproduktion zu den aktuell wichtigsten Herausforderungen der Branche. In diesem Zusammenhang präsentierte er den Zuhörerinnen und Zuhörern mit der Polysius-Pure- Oxyfuel-Technologie ein zukunftsweisendes Verfahren, das im Klinkerproduktionsprozess eine CO₂-Konzentration im Ofenabgas von bis zu 100 Prozent ermöglicht. Das anschließend effizient abgetrennte Kohlendioxid kann industriell genutzt oder gespeichert werden.
Eine der Bauweisen, denen hohe Zukunftschancen zugesprochen werden, ist der 3D-Betondruck, auch bekannt als additive Fertigung. Auf dem bauma FORUM porträtierte Prof. Frank Will, Inhaber der Professur für Baumaschinen an der TU Dresden, den monolithischen, also vollwandigen 3D-Druck. Dieser zeichnet sich nach den Worten des Experten unter anderem durch die Einsatzmöglichkeit von auch grobkörnigem Material sowie deutlich reduzierten Arbeitsstunden aus. Quasi anfassbar wird die dafür erforderliche Hardware auf dem bauma-Messestand der Firma Putzmeister. Zu sehen ist Karlos, der Prototyp eines 3D-Druckers auf Basis einer Autobetonpumpe.
Die auf Schalungs- und Gerüsttechnik spezialisierte Firma Peri hat in den vergangenen Jahren ein breites Know-how im 3D-Konturdruck aufgebaut. Viel Potenzial für eine Weiterentwicklung des Verfahrens sieht Alexander Bettenmann, Business Development Manager bei PERI 3D Druck, in der Integration von verschiedenen Gewerken in den Druckvorgang. Beispielsweise ist sein Unternehmen schon heute in der Lage, Leerrohre in den Druckprozess zu integrieren oder auch Teile der Innenarchitektur, wie Badewanneneinfassungen, Küchenzeilen oder Kaminöfen, gleich mit zu drucken. „Wir sind hier offen für neue Ideen und freuen uns über eine Kontaktaufnahme“, unterstrich Bettenmann. Das 3D-Construction-Team von Peri ist in diesem Jahr das erste Mal auf der bauma dabei.
Claudia Eugenin von der Pontificia Universidad Católica de Chile speiste mit ihrem Vortrag weitere Gedanken zur Verbesserung der Nachhaltigkeit des Gebäude-3D-Drucks in das bauma FORUM ein. So propagierte sie den Ansatz, die in Chile in großen Mengen anfallenden Abfallstoffe aus der Bergbauindustrie in die Druckmasse zu integrieren. Hinzu kommt ein sozialer Aspekt. „Etwa ein Viertel der Familien in Chile lebt in einem schlechten Baubestand. Hier könnten 3D-gedruckte Häuser Abhilfe schaffen“, ist sich die Wissenschaftlerin sicher.
Der Themenkreis „Innovative Baustoffe und Bauweisen der Zukunft“ fand sich übrigens auch beim bauma Innovationspreis 2022 wieder. Bereits am gestrigen Sonntag erhielt die Holcim (Deutschland) GmbH den Award in der Kategorie Bauen für ihre CPC-Betonelemente. CPC steht für Carbon Prestressed Concrete. Hierbei wird der Beton statt wie gewöhnlich mit Stahl ausschließlich mit vorgespannten Carbonfasern bewehrt. Dies ermöglicht leistungsfähige dünne Betonplatten mit denen bis zu 80 Prozent Material eingespart und der CO₂-Fußabdruck des Bauteils um bis zu 75 Prozent reduziert werden kann.
Sie haben die heutigen Vorträge aus dem bauma FORUM verpasst?
» Playlist: Bauweisen & Materialien von morgen (Tag 1)
Im bauma FORUM wurden heute auch die Nominierten und Preisträger des Innovationspreises 2022 vorgestellt. Alle Informationen dazu finden Sie hier.